Ursprüngliche Publikation: Frühjahr 2014
Vom 10. bis 11 Februar vereinbarten die Forschungsminister der BRICS-Staaten auf dem Treffen nahe Kapstadt eine engere Verknüpfung der gemeinsamen Forschung. Dabei wurden auch Forschungsfelder festgelegt, auf denen jeweils ein Mitglied die Führungsrolle übernimmt. So leitet China beispielsweise den Forschungsbereich alternative Energien und Energieeffizienz.
Der Ursprung dieser vertiefenden Kooperation reicht bis 2008 zurück. Damals verständigten sich Brasilien, Russland, Indien und China auf eine stärkere außenpolitische Kooperation und einer Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen. Für diese Allianz starker Schwellenländer und dem Industrie- und Rohstoffstaat Russland bürgerte sich die Bezeichnung „BRIC“ ein. Das von den Anfangsbuchstaben der Mitgliedsstaaten abgeleitet Akronym prägte wesentlich Jim O´Neil, langjähriger Leiter der Abteilung „global economic research“ bei Goldman Sachs.
Nach seiner seit 2001 weiterentwickelten Grundthese steigt die globale ökonomische Bedeutung der vier Staaten in den nächsten Jahrzehnten deutlich. Wollen EU und USA ihren Einfluss erhalten, müssen sie die BRIC-Staaten in wirtschafts-politische Kooperationen einbeziehen. Interessanterweise griffen die BRIC-Staaten diese eigentlich zur Sicherung eines westlichen Einflusses erdachte Einbindungsstrategie auf, vereinnahmten den Begriff und änderten die Bedeutung. Er steht jetzt für eine Kooperation der Schwellenländer und den Versuch die Weltwirtschaft zu deren Gunsten zu beeinflussen. Sichtbarstes Zeichen der BRIC ist das seit 2009 jährlich stattfindende Treffen der Staatschefs. Eigene Organisationen gründeten sie aber bisher nicht. Allerdings vereinbarten die Mitgliedsstaaten 2013 den Aufbau einer Entwicklungsbank, eines Wirtschaftsrates sowie gemeinsamer Devisenreserven.
Gerade die Pläne im Bereich des Finanzmarktes zeigen wie stark die Widersprüche zwischen den Ländern nach wie vor sind. Bis auf China mussten die anderen Volkwirtschaften ihre Währungen seit 2012 sowohl zum Euro als auch zum US-Dollar um teilweise mehr als 40 Prozent abwerten. Weder die ökonomische Kraft noch die politische Kooperationsbereitschaft reichen aus, sich in einer gemeinsamen Aktion gegen diese Entwicklungen zu stemmen.
Am 23. Dezember 2010 lud der chinesische Außenminister Yang Jiechi Südafrika offiziell ein, dem Bündnis beizutreten. Der Einladung ging ein offizielles Bemühen Südafrikas voraus. So fragte beispielsweise die Außenministerin Südafrikas Maite Emily Nkoana-Mashabane 2009 bei den anderen Mächten um die Möglichkeit für eine Mitgliedschaft an. Insbesondere Indien und Brasilien unterstützten die Aufnahme. Die drei Staaten hatten 2003 im Zuge des Scheiterns der WTO-Konferenz in Cancún das IBSA-Dialog-Forum (Indien, Brasilien Südafrika) installiert. Grundlage dieser besonderen Beziehungen ist die „Brasilianische Deklaration“. In diesem sehr interessanten Dokument betonen die Partner die positiven Wirkungen der vertiefenden internationalen Handelsverflechtungen. Gleichzeitig versprechen sie …
„… their commitment to pursuing policies, programmes and initiatives in different international forums, to make the diverse processes of globalisation inclusive, integrative, humane, and equitable.“
Obwohl der IBSA-Dialog zunehmend in den Hintergrund tritt wurde diese besondere Kooperation nie aufgegeben. Gipfeltreffen finden jedes Jahr statt und parallele dazu Treffen von Fachverantwortlichen aus den Ministerien.
Die formale Aufnahme Südafrikas erfolgte am 14. April 2011 beim dritten Treffen der Mitglieder. Damit gingen die BRIC-Staaten deutlich über das ursprüngliche Konzept O´Neils hinaus. Es entstanden die BRICS-Staaten. Vor allem zwei Gründe sprachen wohl dafür, das im Verhältnis zu den anderen Mitgliedsstaaten „kleine“ Südafrika zu integrieren.
Einerseits steigt Glaubwürdigkeit des eigenen Anspruchs, eine alle Kontinente umfassende Kooperation zu etablieren, durch die Teilhabe eines afrikanischen Staates. Andererseits wird aus machtpolitischer Perspektive Südafrika als einflussreichster Staat Sub-Sahara Afrikas gesehen. Es fungiert damit für die BRIC-Staaten nicht nur wichtiger Handelspartner sondern auch als „Tor nach Afrika“. Dieser Sichtweise schließen sich auch andere zentrale Akteure auf der internationalen Bühne an. So sehen Teile der deutschen Eliten Südafrika als führende „Regionalmacht im südlichen Afrika“. Wobei durch die Aufzählung der südafrikanischen Projekte im Sudan und den „Afrikanischen Großen Seen“, klar wird, dass sich seine Machtpolitik bis in die Sahelzone erstreckt.
Quellen
Entwicklung Wechselkurse
Fxtop company (Hrsg.): Historical exchange rates; © 2013.
Makroökonomische Daten BRICS
Internationaler Währungsfonds (Hrsg.): World Economic Outlook Database; April 2014.
Makroökonomische Daten EU / Deutschland
Eurostat (Hrsg.): Jährliche Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, 2014.
Kunstwerk des Eintrages
Jan Vermeer (1632 – 1675) – Der Geograph
von http://www.zeno.org – Contumax GmbH & Co.KG
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Ein Gedanke zu “BRICS – Globale Macht-Kooperation”